Jeweils mit kurzer Einführung und anschließendem Gespräch
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SPIELFILMREIHE »New Hollywood … Die Neuerfindung des amerikanischen Kinos« (3/3)
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Woody Allen erzählt die Geschichte einer gescheiterten Liebe – klug, witzig und formal innovativ.
»Der Stadtneurotiker« (Annie Hall)
Woody Allen; USA; 1977; 93 Minuten; deutsche Synchronfassung; Komödie
„Der Stadtneurotiker“ ist eine bittersüße Tragikomödie von Woody Allen, die das Scheitern einer Liebesbeziehung mit intellektuellem Witz und formaler Raffinesse seziert. Der New Yorker Komiker Alvy Singer (Woody Allen) blickt auf seine vergangene Beziehung mit der exzentrischen Sängerin Annie Hall (Diane Keaton) zurück. In einer nicht-linearen Erzählweise, durchzogen von Rückblenden, inneren Monologen und surrealen Einschüben, analysiert Alvy die Höhen und Tiefen ihrer gemeinsamen Zeit.
Der Film bricht mit klassischen Erzählkonventionen: Alvy durchbricht die vierte Wand, spricht direkt zum Publikum, und reale Persönlichkeiten wie Marshall McLuhan tauchen in fiktiven Szenen auf. Diese stilistischen Mittel verleihen dem Film eine introspektive Tiefe und spiegeln die neurotische Selbstanalyse des Protagonisten wider.
„Der Stadtneurotiker“ markiert einen Wendepunkt in Allens Karriere, indem er von Slapstick-Komödien zu einer reiferen, introspektiven Form des Erzählens übergeht. Der Film wurde mit vier Oscars ausgezeichnet, darunter Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch und Beste Hauptdarstellerin für Diane Keaton, und gilt als Meilenstein des modernen amerikanischen Kinos.
„New Hollywood – Kino der Grenzüberschreitungen“
Mit den drei Meisterwerken Easy Rider – Apocalypse Now – Annie Hall wirft diese Reihe Schlaglichter auf das New Hollywood, jene bewegte Epoche, in der sich Amerikas Kino neu erfand. Es ist die Zeit einer jungen Regie-Generation, die kompromisslos die eigene Gesellschaft sezierte: Dennis Hopper verfilmte mit Easy Rider den rebellischen Traum einer ganzen Generation. Francis Ford Coppola führte mit Apocalypse Now das Kino in den Abgrund des Krieges und des menschlichen Wahnsinns. Woody Allen schließlich lotete mit Annie Hall humorvoll und intellektuell die Untiefen moderner Beziehungen aus. Gemeinsam erzählen sie nicht nur von gesellschaftlichem Wandel, sondern stehen als künstlerische Meilensteine für eine tiefgreifende Revolution in Hollywood, die bis heute nachwirkt.
Aus dieser Phase des Kinos entstand nicht nur ein neuer, freierer Umgang mit Film als Kunstform, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung der Zuschauererwartungen. Ohne New Hollywood wäre das moderne Autorenkino, das Persönliches und Politisches verbindet, kaum vorstellbar. Regisseure wie Steven Soderbergh, die Coen-Brüder oder Christopher Nolan verdanken ihre Erzählstrategien und stilistische Freiheit maßgeblich der bahnbrechenden Arbeit von Coppola, Hopper, Allen und ihren Zeitgenossen.
Heute verdanken wir dieser Ära die Selbstverständlichkeit, mit der sich Filme kritisch, anspruchsvoll und zugleich publikumswirksam komplexen Themen widmen können – ein nachhaltiges Vermächtnis von New Hollywood. Ohne diesen Bruch mit der Tradition hätte es weder die heutigen kühnen Erzählformen noch das mutige, persönlich geprägte Autorenkino gegeben, das heute bei internationalen Filmfestivals gefeiert wird. New Hollywood hat somit nicht nur das Kino seiner Zeit verändert, sondern bildet bis heute das Fundament für anspruchsvolles Filmemachen und filmische Vielfalt.
Die beiden Höchberger Ingo Petzke, Film-Professor, und Dirk Baierlipp, Designer & Fotograf (DBDB) und Filmenthusiast haben die Filme in der Kulturscheune initiiert und führen durch den Abend.
Filmstart 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr
Vorstellung in deutscher Synchronfassung
Der Eintritt ist frei – eine Spende für die Höchberger Kultur ist erbeten.
INFOS & MEDIEN
Trailer (deutsch):
https://www.youtube.com/watch?v=Tr3RUtWKu_w
Mehr zum Film:
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Stadtneurotiker
Der Regisseur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Woody_Allen